Geschichte prägt, Geschichte verändert und Geschichte geht weiter. Dies ist Erfahrung und eine ganz besondere in unserer über 725 jährigen Geschichte!
Unsere Geschichte hatte ihren Anfang bereits ca. 1234 als an der Muota einige Beginen und Begarden eine Art klösterliches Leben zu führen begannen. Ab 1280 waren es nur noch Frauen, die das kleine „Klösterli“ bewohnten und neben ihrer Arbeit das klösterliche Gebet pflegten. Hermann von Rüsegg, der damalige Pfarrer des Tales und Chorherr von Zofingen, war weitblickend besorgt um die Jungfrauen. Da die Beginen in Italien und Deutschland vielfach in schlechtem Ruf standen, riet der Pfarrer den Jungfrauen, sich einem Orden anzuschliessen. Nachdem in den umliegenden Klöstern bereits diverse andere Spiritualitäten vorhanden waren, kamen nur die Franziskaner in Frage. Der Guardian aus dem Franziskanerkloster entsandte 1284 zwei Franziskaner ins Muotathal, um die Schwestern in die Drittordensregel des Heiligen Franziskus einzuführen. Als die Franziskaner sahen, dass die Frauen standhaft bereit waren, sich der Regel zu verpflichten, durften die Schwestern am 24. Juni 1288 den Minoriten den Gehorsam geloben. Sie wurden anschliessend in die Strassburger Provinz der Franziskaner einverleibt. Die Schwestern waren glücklich, nun Franziskanerinnen zu sein, und für sie war es ein für alle Mal klar: „Den Franziskanern bleiben wir IMMER treu“. So konnten auch die Kapuziner die Schwestern nicht zu einer Reform und einem Beitritt zu ihrem Orden bewegen. Die Liebe zu den Franziskanern war stärker und das Treueversprechen ihnen gegenüber wollten sie niemals brechen.
Durch die Aufhebung vieler Franziskanerklöster in der Schweiz, in der Mitte des 19. Jahrhunderts, war es den Franziskanern nicht mehr möglich, Mitbrüder als Beichtväter zur Verfügung zu stellen und weiterhin Verantwortung für das „Klösterli“ mitzutragen. Als Folge davon gerieten die Schwestern unter die Jurisdiktion des Bischofs. Der Kontakt zu den Mitbrüdern ging damit beinahe verloren. Nachdem sich die Verbindung mit den Franziskanern wieder etwas verstärkt hatte, schrieb Mutter Franziska Locher im Jahre 1958 einen Brief nach Rom. Darin bat sie um einen erneuten Jurisdiktionswechsel zu den Franziskanern. Der Brief blieb aber unbeantwortet.
Vor allem in den letzten Jahren ist ein herzlicher Kontakt zu unseren Mitbrüdern entstanden und der Wunsch, zu den Franziskanern zurückzukehren, verstärkte sich bei uns Schwestern wieder. Auch der Delegierte unserer Mitbrüder der affiliierten Frauenklöster der Franziskaner ermunterte uns anlässlich seines Besuches zu einem Jurisdiktionswechsel unter die Franziskaner.
Demzufolge rief ich am 31. Januar 2012 ein Schwesternkapitel ein, um dieses Anliegen zu diskutieren und darüber abzustimmen. Das Resultat war eindeutig: alle stimmten dem Wechsel der Jurisdiktion zu den Franziskanern zu.
Dementsprechend leitete ich diesen Wunsch in einem Schreiben an den Bischof weiter. Nun folgten schwierige Monate, in denen wir für die Zustimmung zur Rückkehr zu unseren Mitbrüdern kämpfen mussten… Nach fast zwei jährigem Warten und Kämpfen erhielten wir im Oktober 2013 das Indult des Jurisdiktionswechsels. Welch grosses Geschenk und welche Freude!
Am 12. / 13. Februar 2014 durften wir UNSEREN Generalminister, P. Marco empfangen. Er kam in Begleitung seines Assistenten der CEC, P. Miljenko, des Prokurators P. Maurizio und unseres Schweizer Mitbruders P. Maximilian. Auch der Kustodievikar P. Daniele war mit dabei. Die Begegnungen waren herzlich und bereichernd.
Einige rechtliche Dinge wurden geklärt. Anderes kann erst geregelt werden, nachdem unsere Konstitutionen geändert worden sind.
Im Laufe dieser Zusammenkunft mit dem Generalminister und den ihn begleitenden Brüdern gab er seiner Freude darüber Ausdruck, dass wir nun wieder unter der Jurisdiktion der Franziskaner – Konventuale sind. Auch wir freuen uns auf den gemeinsamen franziskanischen Weg in die Zukunft. Nachdem einige andere interne Angelegenheiten besprochen und geklärt worden waren, stellte uns P. Marco den Orden der Franziskaner – Konventualen etwas näher vor. Interessant waren die Nachrichten, die uns der Generalminister aus unserem Brüderorden, deren Standorte und ihren Aufgaben weitergab. Als kontemplative Gemeinschaft werden wir nun noch bewusster für UNSERE Brüder beten, die an der Front der Verkündigung stehen.
Eine wunderschöne Aufgabe die wir gerne verrichten!!
Sr. M. J. Scholastica Oppliger, Frau Mutter