Schweizer Teil der Provinzkustodie Österreich-Schweiz
Schweizer Teil der Provinzkustodie Österreich-Schweiz

Schon bald nach der Gründung des Ordens durch Franziskus v. Assisi (1181-1226), kamen die ersten Brüder nach Graz.

Die erste Gründung der Minderen Brüder hier war das Kloster und die Kirche „Mariä Himmelfahrt” in der Murvorstadt. Bereits im Jahre 1239 sind urkundlich zwei Ordensmitglieder, nämlich Albert und Marchward, genannt, die als Zeugen bei einer Verhandlung auf der etliche Güter an die Deutschordenskommende Leech übergeben wurden, auftraten. Vermutlich kamen sie unter dem Babenberger Friedrich II. bereits 1230 nach Graz, wo sie ein Kloster gründeten und vielleicht die bereits bestehende Kapelle des Apostels Jakobus d. A. in ihr Areal integrierten. Jedenfalls geben übereinstimmende Nachrichten an, dass am 10. August 1241 die österreichischen Minoriten bereits in Graz zu einem Ordenskapitel zusammentraten, auf welchem der Provinzial Johannes Angelicus, dem die österreichische Provinz unterstellt war, Bruder Heinrich mit der Kreuzpredigt gegen die Mongolen beauftragte.

Durch die eifrige Tätigkeit der Minoriten in Predigt und Seelsorge erfreuten sie sich eines großen Ansehens bei der Bevölkerung, so dass sie auch bei Testamentsabfassungen und Streitschlichtungen herangezogen wurden. Allerdings gerieten sie bald durch die Vorrechte die dem Orden verliehen wurden in Feindschaft mit der Säkulargeistlichkeit. 1467 musste der Kaiser sogar den Landverweser Sigismund Rogendorf beauftragen, das Kloster in dessen Freiheit zu beschützen.

Das vielfältige Wirken der Minoriten in Graz wurde aber durch Spannungen im ganzen Orden beeinträchtigt. Es hatte sich nämlich eine Bewegung im Orden herausgebildet, die das Armutsideal des hl. Franziskus buchstäblich (sine glossa) ausführen wollten. Die Minderbrüder in Graz gehörten aber der anderen Gruppe an, welche die Erleichterungen im Bezug auf das Eigentum in commune, die von den Päpsten im Laufe der Jahrhunderte gewährt wurden, angenommen hatten. Diese Reformgruppe (Observanten oder Franziskaner) waren in der Folge auch nach Graz gekommen und hatten hier ein Kloster gegründet. Mit der Missionspredigt des Observanten Johannes von Capistran, der Herrschaft Maximilian 1. und der bedrohlichen Türkengefahr begannen schwere Zeiten für die in „Mariä Himmelfahrt” ansässigen Minoriten (oder Conventualen). Bereits 1463 gab es auf Veranlassung von Kaiser Friedrich IIL, der ein Anhänger Johannes v. Capistran gewesen ist, ein St. Leonhardkloster der Observanten in der Stadt. Schon bald verließen sie aber diese Anlage und errichteten 1478 ein neues Kloster innerhalb der Stadtmauern (Tummelplatz). Um 1480 wurde Graz durch den Krieg mit Ungarn und durch Türkeneinfälle bedroht. Kaiser Maximilian 1. sah sich also gezwungen die vor der Stadtmauer liegenden Häuser räumen zu lassen. Davon betroffen waren auch die Dominikanerinnen am Grillbüchl. Da die Bürger aber nicht bereit waren den Nonnen ein Haus zu überlassen, kam der Kaiser auf die Idee, die zwei Ordensgemeinschaften des hl. Franziskus zusammen zu schließen und dadurch ein Kloster für die Dominikanerinnen zu gewinnen.

1497 wandte sich der Kaiser mit dieser Bitte an Papst Alexander Vl. Allerdings schwieg der Papst zu diesemVorschlag. Dadurch geriet der Kaiser in arge Bedrängnis und wiederholte den Vorschlag auch bei Pius II. und Julius II. Erst unter Papst Leo X., einem Förderer der Observanten, fand der Kaiser Gehör. Der Papst erließ ein Breve, in welchem an die Minoriten die Aufforderung ging einer Reformierung zuzustimmen, da sonst eine Enteignung des Hauses und eine Übertragung bzw. Übereignung an die Observanten die Folge wäre. Da sich die Minoriten standhaft weigerten, die Reform der Observanten anzunehmen, wurde das gesamte Kloster mit Kirche und Bibliothek 1515 an die Observanten übergeben. Damit fand der Wunsch des Kaisers endlich seine Erfüllung.

Den nun heimatlos gewordenen Minoriten gab 1525 Siegfried von Eggenberg sein Sommerhaus zur einstweiligen Wohnung, wobei sich dort auch ein „altes Frauenkirchlein” befand. Die Wertschätzung der Fürsten von Eggenberg für die Minoriten ging so weit, dass sie ihnen später ein neues Kloster und eine Kirche in Graz errichten ließen. Im Jahre 1611 bezogen die Minoriten ihre neue Heimat „Maria Hilf`, die sie bis heute, trotz wechselvoller Geschichte, nicht verlassen haben. Bei ihnen, in ihrer Kirche befindet sich auch die Grabstätte ihrer Gönner, der Fürsten von Eggenberg.

Von besonderer Bedeutung ist das Hochaltarbild von Pietro de Pomis. Darum ranken sich manche wunderbare Geschehnisse, die dazu führten, dass die Kirche zu einer Wallfahrtsstätte für viele Menschen durch die Jahrhunderte geworden ist. Die Mariendarstellung von Mariahilf ziert als „Stadtmutter von Graz” noch heute manche Hauseinfahrten Grazer Bürgerhäuser. Ein besonderes Ereignis stellt allerdings der Besuch von Papst Pius Vl. dar, der auf seiner Reise zu Joseph II. nach Wien im Jahre 1782 hier Station gemacht hat und eine hl. Messe mitfeierte.

Für die Bedeutung von Mariahilf spricht auch, dass hier lange das Zentrum der steirischen Ordensprovinz war, zu welcher noch 12 Konvente gehörten, die zusammen 231 Mitglieder zählten. Aus diesem Grund war Graz auch der Sitz des jeweiligen Provinzials. Mit Joseph II. wurde für die Minoriten die Lage wieder erschwert. Das Wallfahrtswesen wurde unterbunden und andererseits wurden die Patres vor die Frage gestellt, im Rahmen der Pfarrregulierung auch eine neue Funktion zu übernehmen. 1783 wurde Mariahilf zur Pfarre, erhoben, in welcher sechs Kapläne die aus 33 Minoritenordenspriestern genommen wurden für 5547 Seelen zuständig waren.

Bis heute wird Mariahilf von Minoriten, wechselnder Nationalitäten betreut. Der Orden wirkt also seit dem 13. Jahrhundert bis heute, nach der Regel und dem Vorbild des hl Franziskus, in Seelsorge, Predigt, Beichtstuhl segensreich in der steirischen Landeshauptstadt Graz.